Leider ja! Ein reales Beispiel:
Eine Tierschutzorganisation vermittelt einen jungen Malinoisrüden (ca. 4 Monate) in einen normalen Familienhaushalt, bestehend aus zwei Ersthundehalter:innen und einem jungen Kater.
Die Orga beschreibt die Persönlichkeit des Hundes ungefähr so: alles toll, toll mit Katzen, alles kein Problem. Was hat der so in den ersten Wochen erlebt? Keine Ahnung, wurde als Welpe mit seinen Geschwistern in Spanien ausgesetzt. Die Menschen informieren sich im Internet über die Rasse: Malinois – tolle Familienhunde, müssen halt ordentlich sportlich ausgelastet werden, aber tolle Familienhunde!
Und? Es kommt wie es kommen muss, so unnötig, so ungerecht für den Hund und die Menschen! Eine Woche lang ist alles toll und man verliebt sich in diesen süßen Junghund. Nach ca. 2 Wochen fängt der Mali so langsam an sein genetisches Potenzial auszupacken. Die Menschen gehen innerhalb kürzester Zeit auf dem Zahnfleisch, sind völlig überfordert und haben berechtigte Angst um ihren Kater. Noch sind sie Pflegestelle, sollen sich aber innerhalb der nächsten Tage entscheiden, ob sie ihn behalten. Nachdem sie der Orga zum ersten Mal von ihren Problemen schildern, wird kurze Zeit später der Übernahmevertrag geschickt. Die Menschen stehen vor einer Entscheidung, die emotional schwer zu ertragen ist. Sie selbst fühlen sich nicht in der Lage zu leisten, was nötig wäre. Sich das einzugestehen ist nicht leicht, aber verantwortungsbewusst. Leider ist aber von dieser Orga nicht unbedingt zu erwarten, dass sie den Hund dieses Mal nicht völlig deplatziert vermitteln und der Hund zum Wanderpokal wird. Also kümmern sie sich selbst, um dieses Mal ein passendes Zuhause zu finden. Zudem gehen sie, obwohl sie nur Pflegestelle sind, auf eigene Kosten bis zur Vermittlung zum Hundetraining. Trauer, Wut, Enttäuschung, Angst und Selbstzweifel hat diese Situation bei den Menschen ausgelöst. Eine Situation, die für den Menschen und den jungen Hund hätte vermieden werden können, hätte die Tierschutzorganisation von Anfang an verantwortungsvoll vermittelt. Das setzt natürlich voraus, dass man Ahnung von der Rasse hat...
Ich bin wütend auf solche Tierschutzorgas, nicht auf die Menschen, die haben sich informiert, leider an den falschen Stellen. Und ich bin auch wütend auf solche Zuchtverbände und Züchter:innen, die einfach stumpf alle Hunderassen als familientaugliche Alltagshunde beschreiben und verkaufen... Natürlich tragen die Adoptant:innen auch Verantwortung. Dennoch muss man als Orga auf dem Schirm haben, welcher Schwall an Emotionen bei den Menschen bei solchen Entscheidungen mit rein spielen, das beeinflusst rationales Denken und das ist total menschlich. Die Orgas und Züchter müssen hier die sein, die in der Lage sind rational und objektiv Entscheidungen zu treffen. Das sind die Profis und ihr Gegenüber in der Regel sind Laien. Tierschutzorgas, die Hunde vermitteln, sollten auch Ahnung von diesen haben, um transparent und professionell über eine Rasse aufklären zu können. Ich hoffe sehr, dass dieser junge Hund Glück hat und nicht wie so viele Hunde aus dem Ausland schlussendlich mit riesigem Gepäck in einem deutschen Tierheim landet.
Was kann man tun, bevor man sich einen Hund zulegt? Informiert euch vor der Anschaffung bei kompetenten Hundetrainer:innen. Die können euch ganz objektiv ein realistisches Bild von Rassen und Hundetypen vermitteln und gemeinsam mit euch schauen, welcher Hundetyp in euren Alltag passen könnte.